
Boston Marathon 2019 und London Marathon 2019 – ja genau, 2 Rennen im Frühjahr innerhalb von 13 Tagen! Alles für die Major Six Marathon World Series. Bereits im November schmiedete ich mir den Plan, in der Vorbereitung für die beiden Läufe 2.000 Kilometer zu trainieren. Auf die Woche gerechnet sind dies etwa 100 km – da ich in den ersten Wochen nur 60 bis 80 km lief, hatte ich zum Schluss noch etwas aufzuholen. Aber ich war gut im Plan. Der Fokus lag ohnehin eher auf Umfang als auf harte Tempoeinheiten. Die langen Läufe lief ich bevorzugt recht flott, schon fast im geplanten Renntempo. Wie schon erwähnt, galten die beiden Marathons „nur“ dem Finish für die Major Six Serie. Natürlich muss man auch dafür etwas tun, ganz ohne laufen diese sich nicht von selbst. Mental hatte ich mich motiviert, indem ich einfach zwei weitere lange Läufe zu denen aus der Vorbereitung – immerhin 2x 36 km – laufen wollte. Ein anständiges Tempo sollte es dennoch werden. Schließlich musste die geforderte Qualifikationszeit für den noch ausstehenden Tokyo Marathon her.
Der Boston Marathon hat eine besondere Tradition – er fand in diesem Jahr bereits zum 123. Mal statt. Seit Beginn wird im westlich gelegenen Hopkinton gestartet und mehr oder weniger 42 km Richtung Osten nach Boston gelaufen. Das heißt, alle Läuferinnen und Läufer werden aus der Stadt mit den bekannten gelben amerikanischen Schulbussen zum Start gefahren. Es ist alles top organisiert. Als Läufer der ersten Startwelle muss man eigentlich schon zwischen 6:00 – 6:45 Uhr an den Bussen sein. Jedoch zog gegen 5 Uhr ein starkes Gewitter über Boston, es regnete wie aus Eimern – somit beschloss ich erst später zu den Bussen zu gehen, was eine sehr gute Idee war. Erst kurz vor 8 Uhr fuhr ich Richtung Hopkinton ab. Die Fahrt dauerte etwas länger als geplant, was jedoch aufgrund des Regens gar kein Problem für mich war. Erst gegen 9:20 Uhr stieg ich aus dem Bus aus. Der Regen hatte sich nun auch verzogen. Jetzt hieß es zügig zum Startbereich und zum Start zu gelangen. Die meisten Läufer des vorderen Startblockes waren bereits an der Startlinie, während ich noch auf dem Weg dahin war. Super Sache, so musste ich nur zehn Minuten bis zum Startschuss warten!

Nun ging es los, die ersten Kilometer sehr viel bergab, den allerersten Kilometer sogar extremst. Ich hielt mich zurück und lies die anderen mal davon laufen. Mein angedachtes Tempo lag ja nur bei 3:50 – 3:54 min/km. Dennoch war ich auf der ersten Hälfte ein paar Sekunden schneller. Das Rennen lief so vor sich hin, nahezu überall applaudierende Zuschauer an der Strecke. Im letzten Viertel des Streckenverlaufs kam nun der anspruchsvollste Teil des Rennens. Nicht weil es ohnehin gegen Ende am schwierigsten gestaltet – nein, sondern weil das Streckenprofil so unglaublich herausfordernd ist. Bei km 30 läuft man einen langen Anstieg hinauf, ehe man dann bei km 35 endlich den Heart Break Hill bezwungen hat! Dieser massiv, im Vergleich zu anderen Abschnitten, lange Anstieg von knapp einem Kilometer hat es in sich! Anschließend bewegt man sich zwar nochmals überwiegend bergab, aber einige Wellen und Unterführungen lassen das gesamte Rennen zu einem der Kräftezehrendsten überhaupt werden. Ohh nein – ohh doch ich hab’s getan – ich bin auf den letzten Kilometern einfach 2x kurz gegangen, ich lag ja bestens in der Zeit. Dann plötzlich nicht mehr… irgendwie war das Ziel noch etwas weiter entfernt, sodass auch meine schnelle letzte Meile nicht mehr reichte… nach 2:45:13 Stunden lief ich als zweitschnellster deutscher Läufer bei einem internationalen Rennen ins Ziel. Geschafft, erleichtert und dennoch etwas geknickt.
Aber egal, bekannterweise ist nach dem Marathon vor dem Marathon. Nun hieß es erst einmal regenerieren, in Boston noch etwas Zeit zu verbringen, bei Freunden in Connecticut vorbeizuschauen und schließlich in New York noch ein paar Tage zu genießen!
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